gebärpositionen

Vor- und Nachteile der verschiedenen Gebärpositionen

Dieses Thema beschäftigt sowohl Fachpersonal, wie auch die schwangeren Frauen selbst. Seit einiger Zeit ist es löblicherweise wieder „in Mode gekommen“, sich darüber Gedanken zu machen. Seitdem Männer bei der Geburtshilfe aktiv, in Form von Geburtshelfern und Gynäkologen, mitmischen, hat sich die Rückenlage als Geburtsposition in unseren Gegenden durchgesetzt. Während in den 60-er und 70-er Jahren beinahe alle Geburten in Rückenlage passiert sind, so können die Frauen heutzutage aber eigentlich in allen Kliniken und Geburtshäusern frei wählen, in welcher Position sie ihr Kind bekommen möchten. Es sei denn, es besteht aus kindlicher Sicht eine Kontraindikation für eine alternative Gebärposition.

 

Naturvölker und unsere Vorfahren nicht mit liegenden Gebärpositionen

Von Naturvölkern wissen wir, dass die Rückenlage als Gebärposition eigentlich nicht verwendet wird. Hier herrschen sitzende und halb-sitzende, hockende und stehende   Gebärpositionen vor. Auch kann man aus alten Zeichnungen und Abbildungen von Geburtsszenen, keine auf dem Rücken liegenden Frauen entdecken.

 

Welche Vor- und Nachteile hat denn die Rückenlage als Gebärposition?

  •  Durch das massive Abspreizen der Beine nach außen kommt es zu vermehrtem Zug an der Beckenbodenmuskulatur. Der normalerweise längs gerichtete Scheidenausgang wird durch den Zug quer gerichtet und bringt dem Kind beim Durchtritt des Kopfes mehr Spannung entgegen. Da dann die Gefahr eines großen Risses besteht, wird logischer Weise häufig, um schlimmeres zu verhindern, ein Dammschnitt durchgeführt.
  •  Die Frauen haben in Rückenlage keinen effizienten Einsatz der Bauchmuskulatur, um das Kind auszutreiben, da die Bauchmuskulatur in dieser Position bereits voll verkürzt ist.
  •  Die Atmung wird massiv eingeschränkt, weswegen die Frauen kaum Druck im Bauchraum, zum effizienten Schieben aufbauen können. Das Press-Manöver, das dann eingesetzt werden muss, hinterlässt nicht „nur“ die manchmal sichtbar Blut-unterlaufenen Augen.
  •  Die Frauen sind nicht „bei sich“ und reagieren oft panisch, weil sie bei der Geburt nicht naturgemäß mitschieben können. Hier sehe ich auch eine häufige Ursache der vielen Geburtstraumen, die die Frauen ihr Leben lang begleiten. Nach dem Motto: „Ich konnte mein Kind nicht zur Welt bringen“; „Sie haben mir das Kind heraus gerissen“…..
  •  In Rückenlage muss das Kind gegen die Schwerkraft geboren werden (also nach oben). Das verbraucht nebenbei auch noch vermehrt Energie. Der Geburtsweg für das Kind wird länger, durch die starre Haltung des Beckens wird das Kind im Beckenraum regelrecht „festgehalten“.
  •  Den einzigen Vorteil kann man vielleicht für das betreuende Team sehen. Der Damm kann besser beurteilt werden und die „Arbeitshöhe“ ist für das geburtshilfliche Team ökonomischer. Diese Vorteile können natürlich in Ausnahmefällen ganz wichtig werden, wenn beispielsweise Probleme vom Kind her auftreten und eine schnelle Geburtsbeendigung unumgänglich wird. Auch kann die Saugglocke hier effizienter angesetzt werden.

 

Vorteile aktiver Gebärpositionen (Bankstellung, Gebärhocker, abgestützter Seitsitz u.a.):

  •  Abstützen der Beine und Hände ist möglich – dadurch verbessert sich die Spielfunktion des Beckens.
  •  Die Beckenbodenmuskulatur kann gleichmäßiger gedehnt werden – bei richtiger Instruktion kommt es insgesamt zu weniger und weniger großen Geburtsverletzungen.
  •  Die Gebärende ist „bei sich“ und kann aktiv mitarbeiten
  •  Bauchmuskeln und Atmung können wesentlich ökonomischer und damit effizienter eingesetzt werden.
  •  Als einzigen Nachteil sehe ich beispielsweise die Problematik am Hocker, wenn die Frauen den massiven Druck am Beckenboden nicht tolerieren oder Vulvaödeme bereits bekannt sind.
  •  Im Wasser könnte es zu Kreislaufproblemen kommen.
  •  Von Seiten des medizinischen Teams sehe ich einen Nachteil darin, dass der Damm nicht gut beurteilt werden kann und von den Hebammen körperlicher Einsatz (z.B: am Boden sitzend) verlangt wird.

 

Autor: Monika Siller

Fotocredit: Arkom Suvarnasiri; nata-lunata/Shutterstock.com

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