gebärhocker

Gebärhocker – warum besser als die Rückenlage

Die hockende Geburt, mit oder ohne Gebärhocker, ist, was viele Laien nicht wissen, die weltweit häufigste Gebärposition beim Durchtritt des kindlichen Kopfes während der Geburt.

 

Gebärhocker bei Geburt entscheidende Vorteile

Diese Stellung hat für die Frau während der Austreibungsphase bei der Geburt entscheidende Vorteile:

  • Die Aufmerksamkeit ist auf die Geburt gelenkt. Die Position ermöglicht der Gebärenden bei sich zu sein und aktiv den Geburtsvorgang mit zu erleben.
  • Manche Hebammen ermöglichen den Frauen am Gebärhocker über einen Handspiegel den kindlichen Kopf zu sehen oder die Haare des noch ungeborenen Kindes zu begreifen. Dies bringt bei vielen Frauen noch einmal die entscheidende Motivation für die letzte Wehe, mit der der Kopf des Kindes gewöhnlich dann geboren wird.
  • Die Füße der Gebärenden haben Kontakt zum Boden. Das ermöglicht situationsangepasstes Stabilisieren des Rumpfes und damit Mobilität für das knöcherne Becken, welche dem Kind die Geburt erst ermöglicht.
  •  Das Steißbein kann, als bewegliches Element, mit dem Kopf des Kindes, während des Durchtrittes, nach hinten bewegt werden. Man bedenke, dass diese Aktion bis zu 20 Prozent mehr Raumgewinn für den Geburtskanal im letzten Drittel bringt. Ich habe schon erlebt, dass sich vorhandene Steißbeinfehlstellungen bei so einer Geburtsposition wieder reguliert haben.
  •  Die Beckenbodenmuskulatur, die das Becken nach unten muskulär abschließt, hat genügend Möglichkeit nach allen Seiten auszuweichen. Dadurch kommt es, im Verhältnis, zu weniger Beckenbodenverletzungen. Nicht alle Studien beweisen diese Aussage, wobei man bedenken sollte, dass der Beckenboden immer nur eine gewisse Dehnkapazität aufweist und nicht jedes Kopf-Beckenverhältnis ideal ist. Entscheidend ist natürlich auch die Austrittsgeschwindigkeit des kindlichen Kopfes während den letzten Wehen. Gewebe, das langsamer gedehnt wird, dehnt kontinuierlicher und verletzungsfreier.
  •  Die Atmung kann wesentlich effizienter und gezielter zum „Heraus-schieben“ des Kindes genutzt werden.
  •  Die Möglichkeit der Frau, sich an den Partner anzulehnen, der, hinter ihr sitzend, Rückendeckung gibt, beschreiben viele Frauen als besonders angenehm. Die Hände und Oberschenkel des Partners, bzw. auch ein Geburtsseil können als Anhänge- oder Stützmöglichkeit genutzt werden.
  •  Frauen, die am Gebärhocker geboren haben, gehen selbstbestimmt an das Ereignis heran und kämpfen selten mit dem Problem, die Geburt nicht aus eigener Kraft geschafft zu haben. Das ist vermutlich auch der Grund, warum Naturvölker, ohne Hebammenhilfe auch oft diese Position nutzen.

 

Voraussetzungen für eine Geburt mit Gebärhocker sind aber:

  •  Eine einfühlsame Hebamme, die mit viel Kompetenz und Geduld, der Frau Zeit für die Geburt gibt und sich auf den Boden vor die Frau setzt.
  •  Der Druck nach „unten“ ist bei einer vertikalen Geburt um vieles höher und wird von manchen Frauen in der Situation nicht gerne toleriert.
  •  Frauen mit so genannten Vulvaödemen (Krampfadern im Bereich der Schamlippen) können die Geburt mit dem Gebärhocker nicht nutzen, da das vermehrte Anschwellen des Gewebes rund um den Scheidenausgang den Durchtritt des kindlichen Kopfes nicht ermöglichen würde.
  •  Empfehlenswert ist immer, dass der Gebärhocker aus der Geburtsvorbereitung schon bekannt ist und das Paar üben konnte, welche Möglichkeiten an Abstützen und –hängen hier genutzt werden können

 

Autor: Monika Siller

Fotocredit: Tomsickova Tatyana/Shutterstock.com

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