rollkragen wehen

Funktion der Wehen: Das Rollkragenpullover-Prinzip

Um die Funktion der Wehen in der Eröffnungsphase und Übergangsphase, das Öffnen des Muttermundes unter Wehenkraft bildlich darzustellen, erzähle ich immer wieder die Geschichte vom Rollkragenpullover …

 

Wie sich Mann die Funktion der Wehen bei der Geburt vorstellen kann

… um den Wirkungsmechanismus zu verstehen, sollte sich der werdende Vater vorstellen, dass seine Frau seinen Lieblingspullover aus reiner Wolle in der Waschmaschine zu heiß gewaschen hat. Er versucht nun, sich diesen festen, verfilzten, derben Pullover überzuziehen. Zunächst hat er sicher Mühe, den Rollkragen über seinen Kopf zu stülpen, doch mit Mühe und Geduld wird es gelingen. Damit möchte ich also den Mechanismus der Senk– und Vorwehen darstellen, die den Gebärmutterhals verkürzen müssen, im Fachjargon heißt es dann: »Die Portio ist aufgebraucht.« Der Vater in seinem »Rolli« wird feststellen: »Es ist eng um meinen Kopf, aber ich habe Platz.« Vorsichtig wird er nun versuchen, den Pullover immer weiter über seinen Kopf zu ziehen, die beobachtende Frau wird bemerken: »Sei vorsichtig, der Kragen reißt sonst ein. Du musst ganz gleichmäßig an allen Seiten gleichzeitig ziehen.« Damit wird sich der »Muttermund« dann bestimmt schon fünf bis sechs Zentimeter weit öffnen.

 

Die Wehenkraft wird stärker

Ich kann mir vorstellen, dass dem Vater aber bald der Geduldsfaden reißt und er seine Frau bitten wird: »Hilf mir lieber, zieh du vorne und hinten am Pulli, und ich zieh an beiden Seiten, das wird mir mehr nützen, als wenn du nur gescheite Reden schwingst.« So wird es auch bei der »echten Geburt« sein: die Gebärende wird bei fünf, sechs Zentimetern Muttermundsweite ungeduldig, die Wehenkraft wird stärker und sie kann es nicht ertragen, wenn irgendjemand gut gemeinte Verhaltenshinweise gibt. Sie will entweder echte Hilfe oder lieber allein sein, aber keine klugen Worte hören.

Bei der »Pullover-Geburt« wird nun mit dem Zug von vier Händen schnell vom Kopf immer mehr sichtbar werden. Bedeckt dann der Pulloverkragen den Kopf des Vaters nur noch mit einem breiten Rand, wird der Vater rufen: »Ich hab’s doch gewusst, er passt noch, wenn ich nun mit meinem Kopf noch kräftig drücke, bin ich durch!« Gesagt, getan, er schiebt mit seinem Schädel, die vier Hände ziehen gleichzeitig, und Vaters Kopf hat den engen Rollkragen überwunden. Bei der Geburt eines Kindes wird es in dieser Phase heißen: »Der Muttermund ist bis auf einen Saum vollständig.« Es dauert nicht mehr lange, nur noch ein paar Wehen, das ist die Übergangssituation, und dann beginnt die Austreibungsphase.

 

Autor: Ingeborg Stadelmann

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